Gallensteine und Entzündung der Gallenblase

(Cholezystolithiasis und Cholezystitis)

Die minimalinvasive Therapie des Gallensteinleidens (Laparoskopische Cholezystektomie) revolutionierte Anfang der 90iger Jahre die Medizin. Nachdem Karl Semm über eine kleine Sonde eine Blinddarmentfernung durchgeführt hat, gelang 1986 Erich Mühe aus Deutschland die erste laparoskopische Cholezystektomie (LC). An unserer Abteilung im AKh Linz wurde schließlich durch Professor Wayand die erste LC Österreichs im März 1990 durchgeführt. Seither wurden mehr als 6000 solcher Operationen an der 2. Chirurgie durchgeführt. Sehr rasch erfolgte die Ausdehnung der Laparoskopie auch auf viele andere Operationen. Die 2. Chirurgie entwickelte sich so zu einem Zentrum für minimalinvasive Chirurgie mit international hohem Ansehen.

 

Traditionell hat die Gallenwegschirurgie einen besonderen Stellenwert und war auch Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Aktivitäten. Besonderen Augenmerk legten wir bei unserer Forschung auf die Sicherheit bei dieser Operation, neue Techniken und wie man Fehler und Komplikationen vermeiden kann.

Anatomische Vorbemerkung:

Der Gallensaft, welcher für die Verdauung erforderlich ist, wird in der Leber gebildet. Die Gallenblase, welche am Leberunterrand befestigt ist, dient als Speicherorgan. Hier wird der Gallensaft eingedickt, um dann bei Nahrungszufuhr wieder mit Wasser verdünnt und über den Hauptgallengang in den Darm abgesondert zu werden. Ist die Gallenblase krank, funktioniert dieses Eindicken und Verdünnen nicht mehr richtig und es kommt zum Ausflocken von Steinen.

Häufigkeit:

Das Gallensteinleiden stellt nach der akuten Blinddarmentzündung einer der häufigsten chirurgisch zu behandelnden Erkrankungen dar. Etwa 20% der über 75 jährigen Männer und 30% der über 75 jährigen Frauen haben Gallensteine. Bei 40-Jährigen findet man bei ca. jedem 10. Mann und jeder 5. Frau Steine. Bei Einviertel stellen sich im Laufe der Zeit Komplikationen ein.

Klinik:

Häufig bleiben Gallensteine lange stumm. Typische Zeichen sind Nahrungsunverträglichkeit (z.B. Zwiebel, Knoblauch, Kaffee,...), Völlegefühl nach dem Essen, Oberbauchschmerzen sowie gürtelförmig ausstrahlende Schmerzen. Klassisch ist die Kolik - ein plötzlicher vernichtender krampfartiger Schmerz im rechten Oberbauch. Bei einer Entzündung kommt es zum Dauerschmerz im rechten Oberbauch mit Druckschmerzhaftigkeit und Abwehrspannung, eventuell Fieber und Erbrechen.

Diagnostik:

Das Gespräch mit dem Patienten über Art und Entstehung der Beschwerden (Anamnese) sowie die klinische Untersuchung sind wichtige diagnostische Schritte und sollten die Verdachtsdiagnose aufkommen lassen.

 

Ultraschall: die Untersuchung der ersten Wahl! Bei entsprechender Erfahrung kann man rasch und schmerzfrei erkennen, ob Steine oder eine Entzündung vorliegen. Weiters ob auch eventuell im Hauptgallengang ein Stein steckt.

 

Blutabnahme: Hier werden Entzündungszeichen und Leberwerte untersucht.

 

Kernspintomogaphie: Nur bei Verdacht auf Vorliegen von Steinen im Hauptgallengang. Diese wenige Sekunden andauernde Untersuchung liefert schmerzfrei und ohne Röntgenstrahlen rasch die Information, ob Steine im Gang vorhanden sind.

Therapie:

Therapie der Wahl ist die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie), die in über 95% aller Fälle heute minimalinvasiv (laparoskopisch) durchgeführt werden kann.


In Vollnarkose werden über 3-4 kleine Hautschnitte Sonden und eine Kamera in den Bauch eingebracht, mit welchen die Gallenblase unter Sicht aus dem Leberbett herausgelöst und entfernt wird.

 

Sind Steine im Hauptgallengang können diese ebenfalls im Rahmen der Operation entfernt werden. Standard ist hier allerdings, dass vor der Operation eine Gallengangsspiegelung (ERCP) durchgeführt wird, um die Steine zu bergen.

Nach der Operation:

Typisch ist ein Muskelkatergefühl, welches eventuell in die Schultern ausstrahlen kann. Ansonsten sind keine Schmerzen zu erwarten. Am Abend der Operation kann man trinken, am Folgetag leichte Kost zu sich nehmen. Ab dem 2. Tag wird normale Kost üblicherweise gut vertragen. Die Nähte werden am 5. Tag nach der Operation entfernt.

 

Wir empfehlen 2 Wochen fette und blähende Speisen zu meiden, ansonsten gibt es keine spezielle Diät. Leichte körperliche Aktivität kann schon wenige Tage nach der Operation wieder aufgenommen werden. Mit dem Heben schwerer Lasten sollte 2 Wochen gewartet werden.

 

Spitalsaufenthalt: Die Operation ist grundsätzlich tageschirurgisch durchführbar. Wir empfehlen jedoch ein bis zwei Nächte postoperativ im Krankenhaus zu bleiben.