Nebenniere

Anatomische Vorbemerkungen:

Die Nebennieren sind bei jedem Menschen paarig angelegt. Sie sind dreieckig und befinden sich oberhalb der Nieren. Die Blutversorgung erfolgt durch mehrere Arterien und jeweils einer größeren Vene. Anatomisch besteht die Nebenniere aus der äußeren Nebennierenrinde und dem inneren Nebennierenmark.

 

Die Hauptfunktion der Nebennierenrinde besteht darin, lebenswichtige Hormone zu produzieren. Die wichtigsten sind das Cortisol, das den Zuckerhaushalt reguliert und das Aldosteron, das den Wasser- u. Salzhaushalt reguliert. Beide sind damit auch für die Blutdruckregulation verantwortlich.

 

Im Nebennierenmark werden die so genannten Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin) produziert. Diese regeln vor allem unter Belastung den Zuckerspiegel im Blut und den Blutdruck. Das Herz wird angetrieben.

 

Bestimmte Erkrankungen der Nebenniere können zu unkontrollierten Ausschüttungen dieser Hormone und so zu Blutdruckkrisen führen.

Erkrankungen der Nebenniere:

In erster Linie sind es Tumore, die entweder im Rindenbereich oder im Nebennierenmark ihren Ausgang nehmen. Diese Tumore können sowohl gutartig als auch maligen, hormonell aktiv oder inaktiv sein,

 

Je nach anatomischer Lage und Funktion unterscheidet man:

Tumoren des Nebennierenmarkes:

Phäochromozytom: Phäochromozytome produzieren Katecholamine und sind zumeist gutartig. Klinisch sind sie für Blutdruckkrisen, Herzrasen und Kopfschmerz verantwortlich. Stressbelastungen können eine Krise auslösen.

 

Die Diagnose wird durch den Katecholamingehalt im 24 Stundenharn, den Bluthormonwerten und einer Computertomographie gestellt. In seltenen Fällen kann eine MR oder auch eine Szintigraphie erforderlich sein.

 

Tumore der Nebennierenrinde:

 

Cushing-Syndrom: Dieses Syndrom wird durch meist einseitige gutartige Tumore der Nebenniere ausgelöst, selten kann eine beidseitige Vergrößerung dafür verantwortlich sein. Diese Tumore produzieren Cortisol. Das klinische Erscheinungsbild ist somit so wie bei langandauernder Cortisontherapie: Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Bluthochdruck, Muskelschwäche und Diabetes mellitus.

 

Conn-Syndrom: Auch hierbei sind es meist gutartige Tumore. Produziert wird Aldosteron, welches über den Elektrolythaushalt zu Hochdruck führt. Zudem kommt es zu verstärktem Durstgefühl und Harndrang.

 

Adrenokortikales Karzinom: Bösartiger Tumor, welcher hormonell inaktiv sein kann, aber auch alle oben erwähnten Hormone produzieren kann. Klinisch würden die bereits oben erwähnten Symptome auftreten.

 

Diagnostik:

Bei entsprechender Klinik bedarf es einer intensiven Abklärung. Computertomographie und / oder MR sind Standarduntersuchungen. Durch Hormonprofile aus Blut und Harn kann man Gewissheit erlangen.

Therapie:

Erkrankungen der Nebenniere sollten in einem Zentrum mit entsprechender Erfahrung sowie Infrastruktur abgeklärt und behandelt werden. Es bedarf einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Innerer Medizin, Kardiologie, Nuklearmedizin, Radiologie, Labor, Anästhesie und Chirurgie.

 

Kleine hormonell inaktive Tumore (unter 3cm) können verlaufskontrolliert werden. Größer als 3cm sollten sie entfernt werden.

 

Die operative Entfernung der Nebenniere ist bei den oben genannten Erkrankungen und Tumoren unklarer Genese sowie größer als 3cm die Therapie der Wahl. Diese kann sehr elegant minimalinvasiv (laparoskopisch) durchgeführt werden. Über 3-4 kleine Stiche an der Flanke unter den Rippen wird die Nebenniere von den Gefäßen abgetrennt und aus dem umliegenden Gewebe ausgelöst. Nur bei eindeutig bösartigen Erkrankungen wird von manchen Kollegen die primäre offene Operation mit einem 15-20cm langen Schnitt empfohlen. Bei hormonell aktiven Tumoren ist ein besonderes Management vor, während und nach der Operation erforderlich, damit es zu keinen Blutdruckkrisen kommt.

 

Nach erfolgter laparoskopischer Operation kann der Patient schon am Abend wieder essen und nach wenigen Tagen das Krankenhaus verlassen.

 

Mögliche operative Komplikationen: Die Nebenniere liegt rechts direkt an der großen Hohlvene (Vena Cava), links hinter der Bauchspeicheldrüse und der Milz. Bei unsachgemäßer Präparation könnte es zur Blutung kommen. Blutdruckentgleisungen wurden schon erwähnt. Durch die entsprechende Abklärung, OP Vorbereitung und Erfahrung des Anästhesieteams kann dies jedoch vermieden werden.